Salon Harrmonie
Ich schaute auf die Uhr.Viertel vor Drei!Geschafft,dachte ich,gleich geht esendlich ins langersehnte Wochenende!Es war ein Samstag wie viele gewesen hierin meinem kleinen Salon mitten im Herzen der Hauptstadt.Vor einem halben Jahrhabe ich die Meisterpr?fung bestanden und kurz danach diesen schnuckeligen,kleinen Laden in Mitte entdeckt.Vor drei Monaten feierten Bianca und ich dann
die Er?ffnung.Ach ja – Bianca ist meine einzige Angestellte und ich kenne sieschon seit ein paar Jahren.Sie war unsere Auszubildende an meinem letztenArbeitsplatz,wo ich die letzten 5 Jahre verbrachte.In Ihrer Lehrzeit hatte ich mich
sehr um sie gek?mmert,Ihr sehr viel beigebracht,so dass sie vor 15 Monaten als
Jahrgangsbeste Ihre Pr?fung ablegte! Jetzt stand sie also neben mir in der
Haarmonie.
?Ciao Mick! Ich mache jetzt Schluss!Ich w?nsche Dir ein wundersch?nes
Wochenende?
?Bye Bianca,? erwiderte ich.?Wir sehen uns am Dienstag wieder in alter
Frische!?
Sie erz?hlte mir noch,dass sie sich auf eine Riesenparty am Wochenende
freute,drehte sich strahlend um und verliess das Gesch?ft. ?Treib es nicht zu bunt,? scherzte ich und schaute ihr nach! Toll sieht sie
aus,dachte ich bei mir.Sie trug ein kurzes,wei?es Sommerkleidchen,was super zu
ihrer gebr?unten Haut und Ihrer blonden Lockenm?hne passte.Die l ange,flie?ende Pracht war ihr ganzer Stolz- und das konnte man verstehen.Als ich sie das
erste Mal sah,waren Ihre Haare gerade mal schulterlang,doch inzwischen hatten
sie eine beachtliche L?nge bis fast zu Ihrem Po und waren in
Bestzustand.Kr?ftige,aufspringende blonde Locken mit einem unglaublichen Glanz.Doch irgendwie
fand ich,dass zu Ihrem markanten Gesicht mit den ausgepr?gten Wangenknochen und
der langen,spitzen Nase ein klar strukturierter k?rzerer Haarschnitt einfach
besser passen w?rde.Ein kurzer Bob mit angeschnittener Kontur,der trotzdem ihren
Naturlocken genug Entfaltungsm?glichkeiten geben w?rde-das w?rs f?r
Bianca!Doch da musste ich glaube ich noch einiges an ?berzeugungsarbeit leisten!Sie
hatte sich Ihre Wallem?hne m?hsam zusammengez?chtet mit regelm?ssigem
Spitzenschneiden,damit es auch alles so toll aussieht.Ich war mal wieder in meinem
Element! Berufsrisiko!Doch insgeheim war mir schon klar,dass ich vielleicht noch
diesen Monat anfangen w?rde,Sie f?r Ihren neuen Style-der mir ja schon vorschw ebte-zu begeistern!Gedankenverloren schaute ich durch den Salon-die Haarmonie! In
unserem modern eingerichtetem,jedoch in Erdt?nen gehaltenem
Souterrain-Ladenlokal fielen mir nat?rlich sofort die beiden alten Barbershop-Friseursessel
auf! Ich hatte sie g?nstig ersteigert und sie bildeten das Herzst?ck unseres
Ladens.In der ganzen Zeit seit der Er?ffnung war es interessant zu beobachten,wie
unterschiedlich die Kunden auf die zwei guterhaltenen Schmuckst?cke
reagierten. Viele schauten erst mal skeptisch doch wir gaben allen schnell das Gef?hl
sich wohl zu f?hlen. Da Bianca und ich schon sehr viele Stammkunden gewinnen
konnten,liegen wir mit der Einrichtung und unserer Philosophie wohl nicht ganz
falsch. Wir haben nur diese beiden Bedienpl?tze,doch das reicht uns, da wir nach
M?glichkeit nur mit Termin arbeiten.F?r unsere Kunden nehmen wir uns sehr
viel Zeit,alles ist entspannt und das tr?gt zu der wunderbaren Atmosph?re bei,die
in unserem Gesch?ft herrscht.F?r den hinteren Teil suche ich gerade nach
einer gem?tlichen Sitzgruppe.Bisher stehen dort nur zwei Sessel und ein Tisch mit
vielen Zeitschriften und Frisurenmagazinen.Dann wird die Stimmung noch
kommunikativer! Plotzlich reisst mich eine Stimme aus meinen Gedanken! ?Hallo!Haben Sie vielleicht noch ganz kurz Zeit f?r mich?? Ich schaute zur Eingangst?re. Vor mir stand eine junge Frau so ungef?hr 28
Jahre alt.
?Worum geht es denn?? antwortete ich
?K?nnen Sie mir noch eine Hochsteckfrisur machen? Ich weiss es ist schon sehr
sp?t, und Sie sind wahrscheinlich gerade dabei zu schliessen!Aber Sie sind
schon mein dritter Versuch und es ist sehr wichtig f?r mich.? Sie redete sehr schnell und war ein wenig au?er Atem! Ich schaute auf Ihre
Haare. Sie waren etwa ?berschulterlang,aschblond und anscheinend recht
st?rrig.Ihr Haar war auf jeden Fall sehr verwuschelt.Sie trug Jeans und T-Shirt und
hatte die Einkaufstasche einer mir gut bekannten sehr eleganten Boutique in ihrer
Hand.
?Kommen Sie doch erst einmal richtig herein?,entgegnete ich,?und erz?hlen
mir in Ruhe,wof?r Sie die Frisur ben?tigen.Ich wollte zwar wirklich gerade
absperren,aber nehmen Sie doch erstmal Platz.? Ich bemerkte Ihren Blick auf die
alten Barberst?hle aber konnte keine Reaktion erkennen.?Gehen wir doch nach hin ten.Ich habe sogar noch einen Kaffee da.? Wahrend wir den Kaffee tranken,erz?hlte Sie mir den Grund Ihres Anliegens und
Ihrer Hast!
?Um sechs Uhr habe ich einen ?u?erst wichtigen Vorstellungstermin beim
Personalvorstand der Merlin-Versicherung.Und so kann ich da ja auf keinen Fall
hingehen!!!?
Da konnte ich Ihr insgeheim nur Recht geben.In diesem Outfit w?rde ich Ihr
keine Gesch?ftsfrau abnehmen.Sie war wegen des Termins sehr aufgeregt und
erz?hlte mir noch,dass Sie aus einem kleinen Dorf ca.400 km entfernt angereist ist.
Da es dort keine vern?nftigen Einkaufsm?glichkeiten gibt,hat sie beschlossen
sich ein passendes Kost?m hier in der Stadt zu besorgen.Leider haben weite
Anreise und Shopping schon viel zu viel Zeit in Anspruch genommen.Und nun stehe in
knapp drei Stunden das wichtige Meeting an.
?Keine Sorge?, sagte ich zu Ihr,?in etwa 45 Minuten haben Sie ein
klassisches Up-Do,absolut Versicherungstauglich!?Der Merlin-Hauptsitz befinde sich in
der N?he,so dass absolut kein Zeitdruck entst?nde,beruhigte ich Sie noch
zus?tzlich.
??brigens,mein Name ist Mick?,stellte ich mich vor,?und jetzt lassen wir
doch direkt ans Werk gehen!?Sie l?chelte mich an und erwiderte: ?Vielen,vielen Dank.Super! Ich bin Sylvia! Da f?llt mir aber ein Stein vom
Herzen!?
?Ach ja?,warf ich ein w?hrend wir in den vorderen Teil des Salons
gingen,?Sylvia,k?nnten Sie mir bitte noch Ihr Outfit zeigen.Damit auch alles
zusammenpasst:?
Sie schaute mich an und ?berlegte einen Augenblick dann schnappte sie sich
die Einkaufst?te und entgegnete zu meinem Erstaunen:
?Wissen Sie was,Mick. Ich muss mich sowieso noch an das Kost?m und die Pumps
gew?hnen.Macht es Ihnen etwas aus,wenn ich mich hier schon umziehe?? Etwas ?berrascht verneinte ich und zeigte Ihr die kleine Garderobe.W?hrend
Sylvia in Ihr neuerstandenes Dress schl?pfte bereitete ich vorne schon mal
diverse Nadeln und K?mmchen vor.Nach kurzer Zeit kam Sie heraus und hatte sich
schon sehr verwandelt.Sie trug ein sehr klassisches graues Business-Kost?m und
schlichte schwarze Pumps.
Nachdem ich Ihr meine Komplimente f?r ihren wirklich guten Geschmack
ausgesprochen hatte,fing ich an Ihr Haar durchzuk?mmen. Herrje,dachte ich bei
mir,meine Kundin hat wirklich lange keinen Friseur mehr aufgesucht.Die unteren zehn
Zentimeter waren schon sehr splissig und str?hnig.Doch nach einer halben Stunde
hatte Sylvia eine klassische Banane.Ich hatte es sehr streng frisiert,ohne
Fransen zur Auflockerung,um den gesch?ftlichen Anlass zu betonen! ?So,fertig ist die k?nftige Mitarbeiterin der Merlin?,rief ich aus,als ich
den letzten Spr?her Haarlack ?ber Sylvia abliess.Sie schaute auf in den
Spiegel,aber wirkte gar nicht gl?cklich dabei.Ich zeigte Ihr die Frisur rundum,aber
konnte Ihre Skepsis nicht verwischen.
?Mick?,sagte Sie bestimmt,?Du hast wirklich gute Arbeit geleistet.Ich
wei?,da? meine Haare einfach nicht zu mir passen.Egal was ich damit anfange,ich bin
immer unzufrieden!Und diese Hochsteckfrisur-bitte versteh mich nicht
falsch-ich kann das einfach nicht tragen!?
Ich sp?rte Verzweiflung in Ihr hochsteigen und pflichtete Ihr bei: ?Sylvia,da kann ich Dir nur Recht geben.Deine Haare sind spr?de und
splissig.Zu Deinem Gesicht passt die L?nge nicht und ein Up-Do ist bei Deiner Kopfform
leider nicht vorteilhaft.Entschuldigung,da? ich Dir das so knallhart sage,aber
so bin ich nun mal.?
Sie schluckte und schaute mich mit grossen Augen an.
?Du hast noch Zeit bis zu Deinem Meeting,ungef?hr zweieinhalb Stunden.Ich
biete Dir hier und jetzt ein Makeover an,eine Typver?nderung die Dich reifer
erscheinen l?sst und absolut businesskompatibel ist.Nur wir haben keine Zeit zu
verlieren!?
Sylvia guckte mich noch immer an ?Was hast Du mit mir vor?Was willst Du
machen??
?Eine Bedingung?,entgegnete ich,?Du lehnst Dich zur?ck und l?sst mich
machen!?
?Du denkst an mein Gespr?ch? Ich muss ?berzeugend wirken!? ?Vertraue mir,Du hast den Job so gut wie in der Tasche!? Nach dieser Antwort nickte Sylvia zustimmend und ich fing die Banane am
Hinterkopf zu l?sen.Nachdem ich das Haar zweimal gut gewaschen hatte flocht ich es
zum Zopf,den ich knapp oberhalb der Schultern gut abband!Beim Flechten des
Zopfes fiel mir schon Ihre wirklich sch?ne Nackenkontur auf und ich wu?te,da? der
neue Schnitt noch eine Spur k?rzer werden w?rde als urspr?nglich von mir
geplant.Leider hatte Sie ja diesen wichtigen Termin,dachte ich mir,denn ein
wirklich fransiger und flippiger sehr kurzer Pagenkopf,gerade mal ohrl?ppchenlang
mit hoch angeschnittener Kontur und vielen Farbreflexen w?re ideal f?r Sie.Doch
auch die Businessvariante wird aus meiner sp?ten Kundin eine wesentlich
h?bschere Frau machen.Ich nahm die grosse Schere und f?hrte sie an das Band welches
ich im Zopf befestigt hatte,um die L?nge zu bestimmen.
?So,los geht?s!?,sprach ich und mit einem Rrratsch durchtrennte die Schere
den Zopf!
Sylvia sah mit aufgerissenen Augen in den Spiegel und verfolgte das
Schauspiel.Sie sagte aber nichts.Ich gab Ihr den Zopf und bat Sie Ihre verbliebenen gut
kinnlangen Str?hnen kr?ftig durchzusch?tteln.Sie tat wie ihr geheissen
und-welch Wunder-zum Vorschein kamen kr?ftige Naturlocken,die leicht und luftig ihr
nun irgendwie viel h?bscheres Gesicht mit der kleinen Stupsnase
umspielten.Ihren ca. 30 cm langen Zopf hielt Sylvia fest umklammert,w?hrend ich mich der
Feinarbeit an Ihrem Kopf weiter widmete.Zuerst feuchtete ich das Haar nochmals
an,dann k?mmte ich ihr einen Seitenscheitel.Ihr neuer Look sollte ein klein
wenig asymetrisch werden und so fing ich mit der langen Seite vorne an und schnitt
das Haar genau auf Kinnl?nge dort ab.Zum Nacken hin stieg die Linie ein
bi?schen an und endete auf ihrer rechten Seite genau auf H?he der
Wangenknochen.Ganz exakt hatte ich Str?hne f?r Str?hne gek?rzt und Sylvia schaute immer noch
fassungs- und sprachlos zu! Doch ich konnte Ihr ansehen,dass Ihr der kurze
Schnitt sehr gut gefiel.Doch fertig waren wir noch nicht,nun kam die Nackenpartie
dran.Ich dr?ckte Ihr den Kopf nach vorne,dass sich Ihr Kinn an die Brust legte
und nahm den Clipper in die Hand.Ich lie? die Maschine kurz aufsummen und
erschrocken zuckte Sylvia!Doch ich erinnerte sie nur kurz an Ihr Schweigegel?bde
und steckte die Oberkopfhaare mit einer Klammer fest.Die darunterliegenden
Haare schor ich mit dem Clipper dann auf ca. 5 mm L?nge und ich hatte mich nicht
get?uscht! Eine solch wundersch?ne Kontur bekommt man selten zu Gesicht.Sylvia
schien die Prozedur wohl auch gefallen zu haben,denn jedesmal wenn ich den
Rasierer ansetzte vernahm ich ein leise,wohliges St?hnen von ihr! Anschlie?end
franste ich mit dem Rasiermesser noch ein wenig die stumpfgeschnittenen Enden
des kurzen Bobs aus und fertig war ich mit dem Schnitt!Nachdem Sylvia sich von
allen Seiten im Spiegel begutachtet hatte,konnte sie nur noch ein ?Wow,das
sieht ja absolut spitze aus!?,austossen.
Da wir noch Zeit bis zu Ihrem Meeting hatten,peppte ich Ihre aschblonde Farbe
noch mit ein paar champagnerblonden Str?hnchen auf!Als letztes f?hnte ich die
kurze Pracht ?ber die Rundb?rste glatt und sagte zu Ihr: ?F?r den Job ist die
glatte Variante sicher besser,aber privat w?rde ich Dir raten ein wenig
Schaumfestiger reinzukneten und dann lufttrocknen lassen oder kurz einen F?n mit
Diffusor-Aufsatz rein zuhalten!?
?Danke Mick,?entgegnete Sie! ?Ich kann Dir gar nicht sagen wie toll meine
Haare jetzt aussehen,ich f?hle mich wie von einer Last befreit,und h?tte nicht
gedacht,dass mir ein so kurzer Haarschnitt so gut steht.?Dabei strich Ihre Hand
immer wieder ?ber Ihre angeschnittene Nackenpartie. ?Und das hier f?hlt sich
so toll an.Super!!!?
?Sieht auch toll aus?,erwiderte ich. ?Aber nun musst Du los zur
Merlin-Versicherung und hol Dir den Job!!!?
Wir verabschiedeten uns und endlich konnte auch f?r mich das Wochenende
beginnen,obwohl die Aktion mit meiner letzten Kunden mir sehr viel Spass gemacht
hat,denn Makeover sind doch nun mal das A und O in meinem Beruf und machen den
meisten Spass!
?brigens – am n?chsten Tag rief mich Sylvia an und jubelte am
Telefon:?Mick,ich habs geschafft!N?chsten Monat kann ich anfangen!Jetzt muss ich meinen Umzug
planen und komme k?nftig alle 4 Wochen bei Dir vorbei!?